Montag, 21. Juni 2010

ja*

ich sehe nicht mehr, noch höre, noch fühle, noch schmecke ich
riechen war mir lange schon nicht mehr vergönnt
es geht vom herzen nichts mehr aus
eine reine flut aus hirnzellen, membranenquasten
ein rauschen und ohne einen bestimmbaren willen
liege ich mir selbstergeben in den armen
fliege ich nachts zum fenster hinaus
sehne ich mich tagsüber hin zum warmen
will den mund bewegen, zunge, lippen und am speichelfluss vorbei ein paar worte rausbringen: hey
jetzt spüre ich und sehe mich von oben
mich trifft der schlag vom karton
pappkanten umhüllen das papier, alte rechnungen
ein falschnotierter kurs, wie die schlechtgefälschte unterschrift
was zeichnet mich denn aus?
ja soll ich mich denn wie oben beschrieben bloß nur
stumm ergeben und mich selbstverleugnend in den armen wiegen I vertrackter zorn. ja soll ich jetzt die andern schlächten, am besten ohne hemd am oberkörper und gefettet. muskolös und strahlend fahren euch in die paraden.
lieber lieg ich wie oben beschrieben. und dann der skalpell vom metzgermeister durchs gesicht. schöner werd ich nimmer. weiß nicht wie schönheit ist. sie ist jedenfalls nicht schön.
ich ahne wie mir ist und geschieht. muskeln aus stahl wie worte aus luft beziehungsweise digitalem schnurlosen. artverwandt mit trilliarden lettern ums letztlich nie je zu zerschmettern.

*behalten sie's

ja³

der himmel hat etwas bewölkung, doch ist da ein großes loch, durch welches die sonne hindurch zu scheinen vermag.
es ist nicht allzu warm. die wärme hindert mich nicht daran, nicht zu schwitzen. auch sorgt sie nicht gerade dafür, dass die pflanzen in meinem zimmer vertrocknen. nein, dafür sind andere dinge verantwortlich. ich bin nicht überaus engagiert, was das blumengießen anbelangt. ich füllte wasser in die kanne und goss übers pflanzenzeug. jetzt ist nur leider keine kanne mehr da. gestern nämlich, als mich die alten erneut attackieren wollten, wusste ich mich zu wehren. war doch, wie mir einmal auffiel, die äußerste spitze der kanne so beschaffen, wie es spitzen sein sollten. und in mir reifte bereits vor dem vorvorletzten angriff der altälteren der gedanke in seiner ganzheit: take it, take it, take it.
nun, da das wetter keine allzu große qual bereitet, tun mir die pflänzlein im zimmer beinahe leid. sie könnten sich erfreuen am klima und seinem guten willen. die sonne täte ihr übriges. ich bin mir sicher, sie wissen, dass sie gerade in symbiose mit all den wolken nur gutgemeinte strahlen hindurch schickt und sich alle pflanzenwelt eigentlich am gedeih des erdtrabanten erfreuen könnte, ja wäre mir beim wehrakt nur die spitze (zuerst) der kanne nicht abgebrochen. im weiteren verlauf verließ der gießkanne ihr gesamter halt und sie zerbrach in tausendstel und war nur noch splittermeer und sowas.
ich war gerettet, doch zum wasserschöpfen oder wie auch immer gereichte mir nun nichts mehr. vor augen führe ich seit stunden das bild der schlaffen pflanzenkörper in meinem zimmer. letztes zucken, seichtes pulsieren bis irgendwann hier nur noch friedhof vorherrscht. das allerletzte mal gegossen habe ich vor zwei, drei tagen.
und davor warens ganze vier und immer weiter zurück.
ich erinnere mich kaum an den tag ohne die pflanzen. und nun soll alles ein ende finden? ich darf leben ohne angst und qual, ohne die alten. aber dafür sollen meinen lieben, verehrten pflänzelein nun leiden ehe sie eingehen? kann ich denn gar nichts mehr für sie tun? wie übermittele ich ihnen nur wieder ihr wasser?

ja, doch, ach. es müssen dafür ja nicht ausschließlich gießkannen herhalten!
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